Leidende Erholung


2018 
21. Internationales Symposium für Bildhauerei auf Stein aus Friaul-Julisch Venetien 

Piasentin-Stein und Rosso Verzegnis

Itinerari nel Rojale

Leidende Erholung

Das Leben ist geprägt von Aktion und Ruhe. Jede Skulptur ist Aktion, oder besser gesagt, die Entnahme von Material aus dem Material. Max Solinas' Werk ist auch Ruhe, durch die Bedeutung, die der Stein vermittelt. 

Die Idee der Ruhe des Materials, bevor es sich verändert? Oder die Ruhe der Vorstellung, bevor die schöpferische Idee den Künstler ergreift und seinen Willen lenkt? „Das Material empfängt aus unseren Träumen die ganze Zukunft der Arbeit“, schreibt Gaston Bachelard in Die Erde und die Bilder des Willens. Jedenfalls ist die Ruhe ein perfekter Moment, der jeder noch zerbrechlicheren Aktion vorausgeht. Sie ist ein unsichtbarer roter Faden zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Erwartung und Schöpfung, zwischen Nichtsein und Werden. 

Intimität, Stille, Zuhören, Teilnahme, Schutz: Die Lesarten vervielfachen sich und erschöpfen sich nicht, sie zeugen vom Reichtum eines offenen Werkes, das nicht von vorgefassten Meinungen erwartet wird, sondern auf immer neue Augen wartet. 

Die dargestellte Figur, ein weiblicher Körper in embryonaler Haltung, vermittelt gleichzeitig ein Gefühl von Zärtlichkeit und Vitalität: Die Pose wird in der Tat durch die Kraft der in den Stein eingravierten Züge ausgeglichen, als wären sie die Bausteine einer Zeichnung. 

Der verwendete Stein, Rosso Verzegnis, verleiht der Figur die Dramatik des Leidens. Auf einem Sockel aus Piasentin- und Aurisina-Stein, der sie mit einem eleganten Spiel von Linien und Farben erhöht, erhält das Werk eine weitere Bedeutung: Wer ruht, empfängt nicht nur die Unterstützung der Erde, sondern auch den Schutz des Himmels. 

An diesem Ort zwischen den beiden Elementen Erde und Luft vertraut uns der Künstler seine stille Botschaft des Mitgefühls an. 

Francesca De Filippo

Max Solinas – Italien (Venetien)

Max Solinas wurde in Venedig geboren. Seine Neugier führte ihn zur Bildhauerei und zur Kunst des Lebens sowie zur Natur in all ihren intimen Facetten. Zunächst besuchte er das Atelier eines großen Bildhauers und schrieb sich später an der Akademie der Schönen Künste ein. 

Er ist Autor von zwei Büchern, In Silenzio tra gli Alberi und L'Ordine della Lupa. Solinas lebt und arbeitet in seinem Atelier in Cison di Valmarino (Treviso), am Fuße der wunderschönen Dolomiten. 

Seine Skulpturen sind „kraftvoll“ und stehen in ständigem Dialog mit dem aufmerksamen Betrachter, denn er sagt: „Die Kunst muss kommunizieren und Kommunikation ermöglichen.“