Remugnano
2021
24. Internationales Bildhauersymposium mit Steinen aus Friaul-Julisch Venetien
Aurisina-Stein
Anlässlich des 100. Jahrestages der Überführung des Unbekannten Soldaten von Aquileia zum Altar des Vaterlandes in Rom (4. November 1921–2021) initiierte die Gruppe der Träger der Goldmedaille für militärische Tapferkeit Italiens in Zusammenarbeit mit dem Nationalverband der italienischen Gemeinden (ANCI) das Projekt „Milite Ignoto, Cittadino d’Italia“ („Der Unbekannte Soldat, Bürger Italiens“). Ziel des Projekts war die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Unbekannten Soldaten durch alle italienischen Gemeinden.
Es ist bekannt, dass im Ersten Weltkrieg etwa 650.000 italienische Soldaten ihr Leben verloren. Nach Kriegsende verabschiedete das Parlament das Gesetz Nr. 1075 vom 11. August 1921 zur Beisetzung eines unbekannten Soldaten am Altar des Vaterlandes in Rom.
Eine eigens dafür eingesetzte Kommission bemühte sich, sicherzustellen, dass die Herkunft des ausgewählten Gefallenen nicht identifizierbar war. Die feierliche Auswahl fand in der Basilika von Aquileia statt. Maria Bergamas, die Mutter eines gefallenen Soldaten, dessen Leichnam nie gefunden wurde, wurde gebeten, einen Sarg aus elf identischen Särgen auszuwählen.
Durch diesen Akt konnte jeder Italiener in dem unbekannten Soldaten einen geliebten Menschen sehen. Der Sarg wurde mit einem Sonderzug nach Rom transportiert und am 4. November 1921 im Heiligtum des Altars des Vaterlandes im Vittoriano beigesetzt.
Zum 100. Jahrestag der Überführung nahm auch die Gemeinde Reana del Rojale an dem Projekt teil, verlieh dem Unbekannten Soldaten die Ehrenbürgerschaft und widmete ihm die Grünfläche vor dem Rathaus.
Hier wurde auch die Skulptur von Maša Paunović aufgestellt, die sie beim 24. Internationalen Bildhauersymposium mit Steinen aus Friaul-Julisch Venetien geschaffen hatte. Dieses Werk wurde aus mehreren Gründen ausgewählt: Es ist kraftvoll und ausdrucksstark, ohne sentimental zu wirken. Es stellt ein Gefühl der Angst und Beklemmung dar, besitzt aber gleichzeitig eine Aufwärtsdynamik, die an lodernde Flammen erinnert – ein Symbol für die ewige Erinnerung an die Opfer des Krieges.
Zehn dieser Flammen streben gen Himmel – ein Verweis auf die zehn weiteren unbekannten Soldaten, die in Aquileia beigesetzt blieben. Die für die Skulptur und ihren Sockel verwendeten Steine stammen alle aus Friaul-Julisch Venetien: Aurisina-Stein aus Duino Aurisina, Grigio Carnico aus Timau di Paluzza (Sockel), Rosso Porfirico aus Verzegnis (Seitenplatten), Pietra Piasentina aus Torreano di Cividale, Fior di Pesco Carnico aus Forni Avoltri.
Diese Steine symbolisieren die Berge der Region, die einst Kriegsschauplatz waren, und stehen für all jene, die ihr Leben für das Vaterland gaben.
Das Kunstwerk
Kann man die Vibration eines Gefühls in einer Steinskulptur einfangen? Ist es möglich, Angst, Beklemmung, Unwohlsein oder Frustration in Stein zu übertragen und in einer dreidimensionalen Form auszudrücken?
Dieser Herausforderung stellte sich die Bildhauerin Maša Paunović aus Belgrad mit ihrem Werk „In den Klauen der Emotionen“, gefertigt aus Aurisina-Stein.
Maša visualisiert Emotionen in diesen vertikalen Formen, die sich vibrierend in die Höhe recken und den Raum unaufhaltsam einnehmen. Sie erinnern an Flammen oder ein Dickicht von Gedanken und Sorgen, in dessen Zwischenräumen sich unsere Emotionen verbergen.
„Desilo se je Covid“, sagte Maša kürzlich – was übersetzt „Uns ist Covid passiert“ bedeutet. Die Pandemie hat uns in ihre Klauen gezwungen, zwischen Angst und Beklemmung. In diesem Werk spiegelt sich eine andere ikonische Darstellung menschlicher Furcht wider: „Der Schrei“ von Edvard Munch. Die gebogenen Formen der Skulptur erinnern an die Hände der Figur in Munchs Gemälde.
Schreien, um die Angst zu überwinden und sie in etwas Positives zu verwandeln – wie der Philosoph Umberto Galimberti sagt. Angst kann uns vorsichtig machen, sie ist ein Instinkt des Schutzes. Und vielleicht wird genau dieser Instinkt uns retten und uns aus den Klauen der Dunkelheit zurück ins Leben führen – in all seiner Schönheit.
Laura Vianello
Die Künstlerin
Maša Paunović wurde in Belgrad, Serbien, geboren und lebt heute in Carrara, Italien.
Nach ihrem Abschluss am Fifth Gymnasium und am Musikgymnasium „Stanković“ in Belgrad im Jahr 2000 absolvierte sie 2005 ein Bildhauerstudium an der Fakultät der Schönen Künste in Belgrad.
2006 erhielt sie das Miloš-Klupač-Stipendium und studierte an der Sommerakademie in Salzburg.
2012 spezialisierte sie sich auf künstlerische Metallbearbeitung am Centro Tam in Italien und im Atelier von Arnaldo Pomodoro in Mailand.
2014 erlangte sie den Berufstitel Restauratorin am Nationalmuseum in Belgrad und arbeitet seither an zahlreichen Restaurierungsprojekten in Serbien.
Seit 2002 nimmt sie mit großem Erfolg an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil. Seit 2006 ist sie regelmäßig zu internationalen Bildhauersymposien eingeladen. Ihre Werke wurden in vielen Ländern ausgestellt, darunter Iran, Rumänien, Chile, Ägypten, Frankreich, Portugal, Dänemark, Aserbaidschan, Burkina Faso, Schweiz und Italien.